Dienstag, 13. März 2012

der Furz des Caesaren

Im miltärhistorischen Museum zu Leipzig kann man seit der Neueröffnung im Herbst letzten Jahres ein wenig Schlachtgeruch schnuppern. Schon Tage vorher gingen entsprechende Meldungen durch die Medien, von begeisterten Journalisten weitergetragen.


Ausführlich wurde berichtet, dass es einer international anerkannten Geruchsdesignerin von wissenschaftlichen Graden gelungen sein soll, den Geruch des Schlachtfeldes des Ersten Weltkrieges nachzubauen. Das Publikunsinteresse war geweckt. Bei der Eröffnung des Museums funktionierte der Zerstäuber leider nicht, aber es soll nachgebessert werden. Warum denn bloß?

In den Schützengräben haben damals auf beiden Seiten junge Männer für ihr Vaterland gekämpft! Sie haben ihr Leben eingesetzt, weil die meisten damals glaubten es ginge um eine gute und gerechte Sache. Sie hofften auf Heldentum jung und versuchten,mussten tapfer zu sein. Sie erlitten Schmerzen und Verstümmelungen, etrugen furchtbare Entbehrungen, gingen wahrhaftig durch die Hölle, verreckten in Dreck und Matsch.

Und nun, fast 100 Jahre später, kommen ein paar heutige Museumsbesucher und halten im Vorbeigehen mal eben ihr Näschen dran? Damit sie angeblich erfahren, erkennen was damals war? Oder wollen wir uns nur erheben? Geht es nur darum sich angeekelt abzuwenden und zu sagen: Nein!!! So doch nicht! Wie konnten die nur?


Schöne, neue und geruchsfreie Welt. Wir leben in einer Zeit, in der die chemische Industrie unsere Ungebung völlig desodoriert hat. Geruchsfreiheit oder der chemisch erzeugte Apfelduft auf der Toilette sind heute das non plus ultra. Wie wollen wir denn mit unseren industriell vorgefertigten, sensorisch verkümmerten Kenntnissen den Geruch der Vorzeit beurteilen???

Der museumsdidaktische Ansatz des militärhistorischen Museums geht mit dieser historisierenden Geruchsprobe völlig daneben.

Geschichte erfahrbar und erlebbar machen: Ja.
Ein bischen Tod und Verwesung schnuppern: Nein!

Was kommt als nächstes um die Öffentlichkeit zu gewinnen? 
Der Mundgeruch von Ludwig XIV, der Brandhauch eines Scheiterhaufens mit möglichst jungen Hexen, der Gestank einer eitrigen Pestbeule, der Furzgeruch eines überfressenen Caesaren?
Man könnte an der verschwitzten Bluse von Eva Braun schnüffeln, den Angstschweiß eines Gestapobunkers einatmen oder sich einen Hauch von Stalins Pomade auf den Handrücken streichen.

Es gäbe da olfaktorisch noch sehr viel zu tun.
Lassen wir es doch einfach....
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