Mediale Merkwürdigkeiten während des Papstbesuches:
1,) Die medial aufgepumpte Gegendemonstration
70000 Menschen feiern mit dem Papst im Berliner Olympiastadion. Tausende müssen draußen bleiben, obwohl sie gerne mit gefeiert hätten. Die öffentlich-rechtlichen Sender übertragen live. Öffentlich-rechtlich sein heißt die gesamte Bandbreite abzudecken. Also auch Live-Schaltung zum Außenreporter zur Gegendemonstration. So weit, so gut. Auftrag erfüllt. Leider stellt sich im Laufe der Berichterstattung heraus, dass nur etwa 2000 Menschen dem Aufruf von 70 Organisatore zur Zentralkundgebung der Papstbesuchsgegner gefolgt sind. Rechnerisch bringt also jede dieser Organisation gerade mal 68 Anhänger zur Demonstration auf die Beine
Frage an ARD und ZDF: Was sind das für Vereine, Verbände, die gerade mal 60 bis 100 Demonstranten zusammenbekommen. Welche gesellschaftliche Relevanz haben sie und warum bekommen sie dann so viel Beachtung und Sendezeit?
2.) Die Leiden des Abgeordneten Ströbele
Das einzig Sehenswerte bei dieser Demonstration war der Abgeordnete Ströbele, der während der Papstrede den Plenarsaal verlassen hatte, um sich unter die Gegendemonstranten zu mischen und schnell eine Kamera zu erhaschen. Denn auch der ehrenwerte Herr Ströbele ist nur ein Medienstar und weiß was er seinem Publikum schuldig ist. Also tat er, was er entgegen Kinderstube und eigener Überzeugung tun musste. Denn als engagierter Anwalt weiß er natürlich, dass jeder Angeklagte Anspruch auf Gehör hat. Das gilt auch für den Papst, zumal der ja wohl nicht unter Anklage stand, sondern Gast war.
Als sich dann ein Reporter erkundigte, ob man dem Papst nicht wenigstens hätte zuhören sollen, waren ihm die Schmerzen körperlich anzusehen, die ihm die berechtigte Fragestellung bereitete. Ein Genuss!
3.) Die einsame Hexe
Es ist Nacht. Der Papst wird in der Nuntiatur erwartet. Hunderte von Polizisten stehen Wache. Liveschaltung vor die Nuntiatur. Ein Reporter, viele gelangweilte Bereitschaftspolizei, ein leerer Platz. Nichts los! 20-30 Demonstranten! Eine Hexe von heute darf sich live und im Großbild präsentieren und etwas über die Situation der Hexen damals und heute äußern. Andere Eindrücke waren nicht einzufangen. Keine Massendemo, unnötiger Polizei- und Sicherheitsaufwand. Kritische Fragen zum Sicherheitskonzept oder warum die Demonstraten nicht erschienen wären möglich gewesen. Nichts davon. Um die Sendezeit zufüllen ließ man halt die Hexe ins Fernsehen.
Aber wo ist der Bericht über die schwerkranke Frau, die sich auf dem Krankenbett liegend zum Papst bringen ließ um die Kommunion zu empfangen. Nichts... Ist ja katholisch, also langweilig.
4.) Gegenpäpste
Es ist schon erstaunlich, wie viel Gegenpäpste es in Deutschland gibt und wie viel Platz ihnen die Medienberichterstattung einräumt. Selbstverständlich beanspruchen diese Herren und Damen Toleranz für sich und ihre Anhänger, um dann in selbsternannter Unfehlbarkeit eine Religionsgemeinschaft herablassend, eifernd zu kritisieren und verurteilen, der sie in der Regel noch nicht einmal angehören. Würde jemand so über den Islam sprechen, stände er am nächsten Tag unter Polizeischutz und käme nie wieder vor eine deutsche Kamera. Diesen Meinungspäpsten räumt man aber gerne in Talkshows, Interviews und Expertenrunden gerne einen Platz ein. Erhöht das die Quote? Vielleicht. Schafft das Spannung? Auf die Dauer nicht.
Demut ist eine christliche Tugend. Aber auch Nichtchristen steht sie gut zu Gesicht. Respekt vor Andersdenkenden ist Voraussetzung für den demokratischen Diskurs. Wer diese Voraussetzung nicht erfüllt hat vor einer öffentlich-rechtlichen Kamera nichts zu suchen!
5.) Ausblenden
Es ist richtig, dass in den Nachrichten von Gegendemonstrationen berichtet wird. Es ist auch richtig, dass man die Demonstration im bewegten Bildern zeigt, damit man den Aufzug erkennt, die Protestplakate lesen kann. Aber welches Informationsbedürfnis befriedigt der Anblick eines Schwulen in Lack und Leder, der sich windend an einem anderen Schwulen, als Papst Benedikt verkleidet, reibt und diesen ausgiebig langzüngelnd und breitmäulig küsst? Was denkt sich der Redakteur, der so einen Bericht zusammen schneidet. Wahrscheinlich nichts.
Jedes Nummernschild, jeder Firmenname, jeder Kinderpo im Springbrunnen wird heutzutage weggepixelt. Böse Wörter weggepiept. Soweit okay!
Aber sexuelle Spielereien mit einem Papstdarsteller zur besten Sendezeit kann man ruhig zeigen. So dreimal an einem Tag in den Nachrichten von ARD oder ZDF gesehen! Das beleidigt meine Gefühle und ich bin immer noch nicht katholisch! Ein Drittel der Gebührenzahler sind es aber.Es soll auch katholische Kinder geben, die stolz darauf sind die erste Kommunion empfangen zuhaben oder die gerne zum Singkreis, zur Minigruppe oder zur Firmung gehen. Rücksicht darauf? Fehlanzeige... Sind ja nur dumme Christenkinder.
Randbemerkung:
Es ist nevig und immer nerviger, wenn sich Journalisten für wichtiger halten, als das Ereignis über dass sie eigentlich berichten sollten. So musste man sich beim Eintreffen des Papstes im Bundestag minutenlang Herrn Deppendorf im Großformat ansehen. Er schilderte stockend und stotternd was er auf seinem Bildschirm sah und was auch jeder Zuschauer gern gesehen hätte. Stattdessen: Der Berichterstatter im Großbild und das eigentliche Ereignis unten links im Kleinstformat eingeblendet.
Die meisten Zuschauer können selber sehen und hören. Sie brauchen keinen Herrn Deppendorf um erklärt zu bekommen was sie sehen könnten, wenn man sie nur ließe.
Links zu an deren Hexen im Fernsehen:
Verliebt in eine Hexe - Bewitched
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