Sonntag, 2. Oktober 2011

Das Wunder vom einsamen Bratwurststand

Das war wohl nix!

Zum Jahrestag der deutschen Einheit wurden in Bonn wieder Mauern errichtet. Wenn auch nur in Form von Absperrgittern. Wie vor der Einheit gab es am Sonntagabend wieder Bürger, die nicht dahin durften, wohin sie wollten. Die darum bettelten, dass man die Absperrung aufhebe.Vergebens.
Sie standen hungrig an den Absperrgittern und konnten fassungslos einsame Bratwurstbuden und Erfrischungsstände betrachten, die vergeblich auf Kunden warteten.


Hunderte von Bonner Bürgern und Besucher wurden in einen sinnlosen Kreiskauf durch die Stadt geschickt und versuchten vergeblich das Herz der Stadt, den Münsterplatz zu erreichen, auf dem ein Konzert stattfand. Man hatte nicht nur den Platz, sondern auch die Seitenstraßen gesperrt. So standen wütende Bürger vor entnervten Sicherheitskräften und baten vergeblich um Einlass auf den keineswegs vollen Platz. "Hier ist nur Ausgang!" brüllte ein verzweifelter Mann in oranger Weste, als ihn ein Bürger eindringlich bat die zehn Meter zum Bratwurststand gehen zu dürfen. Der Mann von der Security blieb unerbittlich. Die Bratwürste blieben liegen.

Aussage des zuständigen Sicherheitsbeauftragten der Stadt Bonn am Samstag:
Der Stadtordnungsdienst und die Polizei haben Teile des Geländes per Videoüberwachung im Blick, und sie kontrollieren das Geschehen vor Ort, um rechtzeitig absperren zu können, wenn einer der Plätze zu voll wird.
Am Sonntag waren die Kameras wohl defekt oder keiner hat drauf geschaut! Der Münsterplatz war nicht voll, die Seitenstraßen waren fast menschenleer. Das einzige Gedränge und die einzige Erregung fand an den Absperrgittern statt.

Nichts gegen Sicherheit und Vorbeugung. Aber sie sollen dem Wohl der Besucher dienen und sie nicht sinnlos belästigen. Hunderte haben den Platz während des Konzerts verlassen. Keiner durfte an ihrer Stelle auf den Platz. "Hier ist nur Ausgang!" Keine Beschilderung, keine Hinweise, nur entnervte Security und wütende Bürger, die sich schließlich kopfschüttelnd abwandten und das Fest verließen.

"Wir hatten den Anspruch, das Fest familienfreundlich und barrierearm zu veranstalten, das ist uns gelungen", hat die Projektleiterin der Stadt erklärt. Wohl nicht ganz.... Am Sonntagabend ist in der Innenstadt der Sicherheitsfimmel zur Realsatire verkommen. Die Sternstraße war nur von einer Seite zu betreten. Den Marktplatz konnte man nur rechts vom Rathaus aus erreichen. Drei Sicherheitsmenschen standen in den halbleeren Straßen und verwehrten ein paar irritierten Besuchern den normalen Zugang zum Platz. An jedem Einkaufssamstag ist mehr los in der City...ohne teuer bezahlte und wichtigtuerische Security.

Vor dem Ausgang Tiefgarage Marktplatz standen vier ältere Herrschaften und beratschlagten, wohin sie jetzt gehen sollten. Von hinten näherte sich ein Mann in Sicherheitsweste und forderte die völlig überraschten Besucher auf weiter zu gehen. Kein Gedränge, kein Geschubse. Nichts. Vier Menschen, die zusammenstanden. Wenn Sicherheitskonzepte Sinn machen sollen, müssen sie von den Bürgern verstanden und akzeptiert werden.

Das war am Sonntagabend in Bonn nicht der Fall. Sicherheitskonzepte zum Weglachen und Weglaufen haben diesen schönen Abend unnötigerweise erheblich gestört.

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