Freitag, 7. Oktober 2011

Den Rüpeln in der ersten Bank

Wer kennt sie nicht, die Rüpel in der ersten Bank? Es gibt sie in jeder Klasse.

Sie sitzen immer ganz vorne. Stehen gerne im Rampenlicht, reden bei allem mit, wollen alles bestimmen, halten sich für wichtig und werden für wichtig gehalten. Auch in der politischen Klassse dieses Land, in der die Vertreter der Macht- und Meinungselite dieses Landes zusammen sitzen, gibt es diese Typen.


Ein Spitzenvertreter dieser Elite, Kanzleramtsminister Pofalla ist letztes Wochenende durch rüpelhaftes Verhalten aufgefallen, als er den Abgeordneten Bosbach mit übelsten Ausdrücken beschimpfte, weil der es gewagt hatte, aus der dritten Reihe heraus eine abweichende Meinung zu äußern.
Natürlich hat er sich entschuldigt, der Herr Pofalla,  als sein flegelhaftes Benehmen bekannt wurde. Aber die Botschaft, die er vermitteln wollte, ist ja trotzdem rübergekommen: Wir bestimmen und wer aufmuckt bekommt auf die "Fresse", verbal zumindest.

Solche Typen gibt es in jeder Schulklasse. Sie wollen die Kings auf dem Schulhof und im Klassenzimmer sein. Sie rempeln, bedrohen, beleidigen, ja schlagen sogar wenn nötig, um ihren Position durchzusetzen. Werden sie dabei erwischt, wird sich schnell mal entschuldigt. Aber jeder Mitschüler weiß was ihm droht, wenn der Lehrer, oder hier die Öffentliche Meinung, nicht hinschaut.

Dann gibt es den zweiten Typen. Meist schmächtig, oft etwas schleimig, der die großen Macker in der Klasse umkreist und hofft etwas von deren Glanz und Stärke zu profitieren, indem er ihnen willfährig zu Diensten ist, dabei aber heimlich und nach allen Seiten stichelt und intrigiert. Auch dieser Typ war in der politischen Klasse diese Woche zu beobachten: Pfarrer Hintze erscheint, Staatssekretär und Vorsitzender der Landesgruppe NRW, und redet den Vorfall herunter, beschönigt, leugnet. Seine Botschaft an die Starken in der Klasse: Ihr könnt auf mich zählen, ich bin immer hilfreich bei eurer Sache, nehmt mich auf in eure Mitte und gebt mir etwas ab von eurem Glanze..

Am Donnerstag meldete sich nun der dritte Typus dieser Lümmelbande zu Wort. Er ist meist lässig, cool, wortgewandt und schlau. Er ist der beste Freund des ersten. Zusammen können sie alles durchsetzen. Dieser Typ möchte einfach die geltenden Regeln nach dem Geschmack der Bande neu bestimmen. Motto: Alles künstliche Aufregung. Das rüpelhafte Verhalten ist doch ganz normal. So geht es nun mal zu im Leben. Der musste so handeln. Wer anders denkt, ist dumm oder naiv. Die Regeln des Zusammenlebens bestimmen wir und nicht die Moral, ein doofer Lehrer oder der Common sense. In genau diesem Tenor verfasste der Chefredakteur der BILD-Zeitung, Franz-Josef Wagner seinen Leitartikel (wen soll der eigentlich wohin leiten und zu welchem Verhalten???). Überschrift: Pofalla find ich Klasse. Seine freche Behauptung:  Ein offenherziges "Halt die Fresse, ich find dich Sch...", ist allemal besser als ein verkniffenes, hinterrücks geäußertes "Du Ar..."

An die Rüpel aus der ersten Bank, die Herren Pofalla, Hintze, Wagner und Co.:
Jeder erfahrene Klassenlehrer weiß wie man mit solchen Typen umgehen muss. Auseinander setzen. In die hinteren Bänke verweisen. Ermahnen, ausgrenzen, notfalls bestrafen, die Gutwilligen in der Klasse stärken. Leider gibt es in der politischen Klasse der Bundesrepublik keinen Klassenlehrer. Frau Merkel ist es jedenfalls nicht und die öffentliche Meinung vergisst nur allzu schnell.  Und so können sich solche Leute, die zu den Spitzen der Macht- und Meinungselite zählen, weiterhin ganz vorne rumflegeln und ungeniert und rüpelhaft ihre Ellenbogen ausfahren. Es schaut ja - meistens - keiner hin.


Nachbetrachtung:
In deutschen Schulen werden täglich Hunderte von Stunden in Soziales Lernen, Streitschlichtung, soziales Kompetenztraining, Diskussionskultur, demokratisches und faires Verhalten investiert. Wenn aber drei Spitzenvertreter der politischen Klasse dieses Landes sich öffentlich so aufführen, dann kann man sich den ganzen Aufwand eigentlich sparen. Danke für's gute Vorbild! Deutsche Jugend lernt von Pofalla, Hintze und BILD-Zeitungs Wagner wie man erfolgreich durchs Leben kommt.

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