Freitag, 26. April 2013

Internet und Demokratie

Man muss kein Pessimist sein, man mus kein übersensibler Pirat oder Mitglied des Computer Chaos Clubs sein.
Es reicht schon, das Buch "The New Digital Age"von Eric Schmidt, Aufsichtsratchef des Informationsgiganten Google, zu lesen, um sich über die Zukunft einer demokratischen Gesellschaft ernsthafte Sorgen zu machen.
In seinem Buch wirft Schmidt, ein Mann, der nun wahrhaft an der Quelle sitzt, einen Blick in die Zukunft der digitalen, social-media-bestimmten Welt:

1. Kaum einer wird sich 24 Stunden lang weiter als ein paar Meter von seinem Smartphone entfernen. Damit sind sein Aufenthalt, seine Aktivitäten und Interessen jederzeit lückenlos kontrolierbar.

2. Die Nutzung sozialer Netze wird so selbstverständlich, dass sich die verdächtig machen, die solche Netze nicht nutzen. Regierungen könnten Datein von Non-Usern anlegen, weil diese sich verdächtig verhalten.

3. Zu jedem Ich wird eine Digitales Ich geschaffen, zusammengesetzt aus den Internetaktivitäten des realen Ichs. In Zukunft könnte also dieses Digitale Ich bedeutsamer sein als die Person, die in Wirklichkeit dahinter steht..

4. Persönlichkeitsrechte werden zunehmend in den Hintergrund treten und die Aktivitäten im Internet, auf regierungszertifizierten Seiten, werden das Maß an gesellschaftlicher Teilhabe bestimmen.

Da kann einem Angst und Bange werden.
Die Frage von Paul Krugmann von der New York Times stellt sich erneut:  

Müssen Suchmaschinen, Internetgiganten, Informationsportale nicht der gesellschaftlichen Kontrolle unterworfen werden? 

Dürfen deren finanziellen Interessen weiterhin unkontrolliert im Vordergrund stehen?  Müssen demokratische Gemeinwesen nicht an eine Vergesellschaftlichung solcher Unternehmen denken oder demokratisch kontrollierte Gegenstrukturen aufbauen?

Die Zukunft ist offen. Wer nicht versucht sie zu gestalten, kann später nicht das Lied der guten alten Zeit anstimmen.

1 Kommentar:

  1. Ich besitze weder Handy noch Facebook-Account, noch empfinde ich einen Drang zum Twittern. Nur mein pseudonymer Internet-Blog könnte mir eines Tages zum Verhängnis werden. Man kann die Zukunft auch gestalten, indem man sich NICHT an jedem Unsinn beteiligt, der die Schäflein auf Kurs halten soll. Das schafft man allerdings nur mit einem kritischen Medienbewusstsein und einer gehörigen Portion Eigensinn. Wehe der Internetgeneration, wenn eines Tages George Orwells Alpträume wahr werden. Wehe auch mir, weil ich sehenden Auges kritische Inhalte gebloggt habe. Der nächste Diktator reibt sich schon die Hände...

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