Sonntag, 23. Oktober 2011

Zigarettenrauch bei Jauch

Ein historisches Ereignis:

Geschehen am Sonntag, den 23.10.2011 um 22.03 Uhr in Berlin.

Ein Mann greift zur Zigarette, zündet sie an und raucht! 


Er raucht nicht in der windigen Ecke vor einem Restaurant, nicht auf dem Kneipenklo, nicht am lächerlichen Smokers-Point auf einem deutschen Bahnsteig. Er raucht zur Primetime, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, live übertragen in Millionen Haushalte. Nun handelt es sich bei dem Raucher um einen 92 Jahre alten Mann und nebenbei um den Altbundeskanzler Helmut Schmidt, aber es wird ihn nicht schützen:



 Ein Aufschrei wird durch Deutschland gehen! Wie konnte er das wagen? Wie konnte der an diesem Tag noch blässer als sonst wirkende Jauch das zu lassen? Wo war die Drogenbeauftragte der Bundesregierung?Warum schritten die Indendanten der Fernsehanstalten nicht ein? Wo waren die Untertitel mit Warnhinweisen: "Nicht hingucken! Raucht!"?

Die ganze lächerliche Empörungskultur der Nichraucheraktivisten und Gesundheitsbeglücker wird sich in den nächsten Tagen mit geballter Kraft entladen. Und warum? Weil ein verlogenes Tabu gebrochen wurde. Im Fernsehen wird nicht geraucht. Seit Jahren nicht. Viele Politiker, Journalisten, Medienschaffende frönen zwar munter dem qualmenden Laster. Doch taucht eine Kamera auf, mutieren sie alle zu scheinheiligen Nichtrauchern.

In Fernsehproduktionen ist ein rauchender Mensch die absolute Seltenheit. Es wird gesoffen, gekifft und gehurt im deutschen Fernsehn, dass es eine Pracht ist, aber einen Menschen, der sich eine Zigarette ansteckt, wird man kaum entdecken. Fernsehen als Abbild der gelebten Wirklichkeit? Unerwünscht. Es lebe die politisch korrekte Verlogenheit!

Nur im Unterschichtenprogramm, bei Schulden-Zweeger oder Frauentausch kann man dann und wann einen Raucher entdecken. Da gehören sie offensichtlich nach Meinung der selbsternannten Volksgesundheitsschützer auch hin. Motto: Wer raucht ist dumm, arm oder asozial.

Und jetzt das: Ein ehrwürdiger alter Herr, ein Staatsman, der ganz selbstverständlich seine Zigartte schwenkt und Witze darüber macht, ein Kanzlerkandidat, der bekennt Raucher zu sein, ein Moderator, der der Quote wegen, den Aschenbecher bereit stellt -

Sternstunde des Fernsehjahres 2011
Die Lebenswirklichkeit hat sich ins Medium geschlichen. Danke! 
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Samstag, 22. Oktober 2011

Lady Gaga im Kanzleramt

Auf dem Landesparteitag der Grünen in Bayern hat der Ministerpräsident von Baden-Würtemberg, Winfried Kretschmann, dazu aufgerufen an Wunder zu glauben. Die Parteitagsdelegierten hatten den Gastredner aus dem Nachbarländle wie einen Heilsbringer frenetisch gefeiert. In Hinblick auf eine mögliche Regierungsbeteiligung der Grünen im Wahljahr 2013 riet er ihnen, an Wunder zu glauben...Da hätte er doch auch einfach sagen können: "Leute, das wird wohl nix!



Ins Kanzleramt in Berlin ist, von der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbemerkt, ein Megastar der Pop-Kultur eingezogen. Zumindest wenn man der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth folgt. Auf dem eben erwähnten Parteitag der Grünen in Bayern verkündetet sie in Hinblick auf die neuesten Steuersenkungspläne der Regierung, Frau Merkel mache sich zur Lady Gaga der deutschen Politik....Hinter den ständig wecheselnden, fantasievoll bis geschmacklosen Verkleidungen der Ladiy Gaga verbirgt sich in Wahrheit ein kleines, intelligentes, ziemliches blasses, italienisch-stämmiges Hühnchen. Und hinter der Bundeskanzlerin? Ein ostdeutscher Broiler?

Noch ein Parteitag. Die Linke hat die gestern die Freigabe aller Drogen in ihr Grundsatzprogramm aufgenommen. Euro-Krise, Endzeitsymptome des Kapitalismus, weltweite Demonstrationen gegen das herrschende Wirtschaftssystem und Gysi, Lafontaine und Co. diskutieren über die Straffreiheit für Kiffer und Kokser....Ministerpräsident Kretschmann hat Unrecht. Man muss nicht an Wunder glauben. Man kann sie in der deutschen Politik täglich erleben.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

dem gesunden Menschenverstand und der Wissenschaft

Vieles sagt einem doch der gesunde Menschenverstand!

Wenn jemand stunden-, tagelang vor dem Bildschirm sitzt und Moorhühnern den Kopf wegballert oder in spacigen Welten mit Axt und Morgenstern eklige Elfen und miese Magier bekämpft, dann kann das auf die Dauer nicht gut sein.
Wenn in der fortgeschrittenen Variante ein Mensch in hochdefinierten Videogames, täglich ruckelfrei und in Echtzeit, spielerisch täglich um sein Leben kämpfen muss und dazu zahllosen digitalen Feinden auf brutale Weise das Leben wegbummst, dann muss das doch irgendwelche Spuren in Geist und Gemüt hinterlassen.

Wer daran Zweifel hat, braucht eigentlich nur montagsmorgen in eine beliebige Schulklasse gehen und in die glasigen Augen einiger Schüler zu sehen, die das ganze Wochenende auf ihrem Kinderzimmer als digitale Dauerkiller unterwegs waren.

Der ziemlich plausible Annahme, dass Gewaltspiele auf Dauer schädlich sind, wurde von interessierter Seite, von Spieleherstellern und Consolenvertreibern, immer vehement widersprochen. Es gäbe keine entsprechenden Untersuchungen, die dies beweisen würden.

Bonner Forscher konnten jetzt nachweisen, dass durch sogenannten Egoshooter die Gefühlswelt  der Spieler gedämpft wird. In der Zeitschrift "biological psychology" haben sie ihre Ergebnisse jetzt veröffentlicht.

Sie setzten Testpersonen 15 Stunden pro Woche vor solche Spiele. Anschließend zeigten sie den Probanden Fotos von Unfallopfern und maßen die Gerhirnaktivitäten. Dabei stellten sie fest, dass die Tetspersonen genauso emotional auf die grauenvollen Bilder reagierten wie eine Kontrollgruppe, die nicht gespielt hatte. Allerdings wurden die Reaktionen bei den Egoshooter-Spielern stärker abgebremst.

Einfach gesagt: Gewaltspiele stumpfen emotional ab.

Es ist doch beruhigend zu wissen, dass Lobbyisten und Interessenverbände die so offensichtlichen Wahrheiten zwar eine zeitlang verdrängen können. Aber auf lange Sicht setzt sich der gesunde Menschenverstand hoffentlich doch durch. Diesmal aber wissenschaftlich untermauert.

Montag, 10. Oktober 2011

...Trojanern und der Sprachverwirrung

 Ob Bundestrojaner, Landestrojaner oder bayrischer Trojaner mit hessischer Abstammung - seit es dem Chaos Computer Club gelungen ist, auf ein paar Festplatten ein offenbar von staatlichen Instanzen eingeschleustes Schadprogram zu entdecken, ist das Schlagwort vom "Trojaner" in aller Munde.

Jeder Journalist, der einen Pc mal eben nur starten hat, jeder Politker, der ein paar SMS schreiben kann, sonst aber keine Ahnung von Computerprogrammierung hat, fühlt sich berufen sich kompetent und angeblich kenntnisreich zum Thema zu äußern. Für diese "Experten"  ist Trojaner ein schädliches Programm, das in einen Computer eindringt, ihn mit Beschlag belegt, verändert, manipuliert.

Durch den gedankenlosen und falschen Gebrauch des Begriffs "Trojaner" wird nicht nur munter Volksverdummung betrieben, sondern so werden noch nach über dreitausend Jahren aus Opfern Täter gemacht.

Troja war in der Antike eine Stadt in Kleinasien. Ihre Einwohner waren die Trojaner, die ihre Stadt zehn Jahre lang gegen die Belagerung durch die Achaier verteidigten. Durch eine List, das Trojanische Pferd, getäuscht, ignorierten sie die Warnungen der Kassandra, rissen sie ein Loch in die Stadtmauer und ließen so unbeabsichtigt den Feind eindringen. Troja wurde darufhin eingenommen und niedergebrannt, die Trojaner getötet oder in die Sklaverei verschleppt.


Ein Trojaner ist also eigentlich jemand, der sich jahrelang umsichtig und tapfer gegen feindliche Eindringlinge wehrt und sich schützt. Aus Neugier, Habgier oder Ignoranz läßt er sich schließlich übertölpeln und erleidet schlimmen Schaden.

In der Computerfachsprache heißt ein Schadprogramm, eine Malware, daher eigentlich Trojan Horse, also trojanisches Pferd.

Aber auch das trojanische Pferd war und ist ja nur Mittel zum Zweck - in der Mythologie wie in der Computerwelt.. Der eigentliche Angreifer ist der Erbauer, der Erfinder des trojanischen Pferdes, des Trojan Horse.



Und wer waren nun also diese Achaier, die in der Antike jahrzentelang die Trojaner belagerten und sie schließlich mit List überwanden?
Es waren die Griechen! Und die sind ja auch heutzutage an allem Schuld...
Nur dass es im aktuellem Fall wohl die Bayern waren, aber auch die sind ja ein ganz besonderes Volk...
 

Freitag, 7. Oktober 2011

Den Rüpeln in der ersten Bank

Wer kennt sie nicht, die Rüpel in der ersten Bank? Es gibt sie in jeder Klasse.

Sie sitzen immer ganz vorne. Stehen gerne im Rampenlicht, reden bei allem mit, wollen alles bestimmen, halten sich für wichtig und werden für wichtig gehalten. Auch in der politischen Klassse dieses Land, in der die Vertreter der Macht- und Meinungselite dieses Landes zusammen sitzen, gibt es diese Typen.


Ein Spitzenvertreter dieser Elite, Kanzleramtsminister Pofalla ist letztes Wochenende durch rüpelhaftes Verhalten aufgefallen, als er den Abgeordneten Bosbach mit übelsten Ausdrücken beschimpfte, weil der es gewagt hatte, aus der dritten Reihe heraus eine abweichende Meinung zu äußern.
Natürlich hat er sich entschuldigt, der Herr Pofalla,  als sein flegelhaftes Benehmen bekannt wurde. Aber die Botschaft, die er vermitteln wollte, ist ja trotzdem rübergekommen: Wir bestimmen und wer aufmuckt bekommt auf die "Fresse", verbal zumindest.

Solche Typen gibt es in jeder Schulklasse. Sie wollen die Kings auf dem Schulhof und im Klassenzimmer sein. Sie rempeln, bedrohen, beleidigen, ja schlagen sogar wenn nötig, um ihren Position durchzusetzen. Werden sie dabei erwischt, wird sich schnell mal entschuldigt. Aber jeder Mitschüler weiß was ihm droht, wenn der Lehrer, oder hier die Öffentliche Meinung, nicht hinschaut.

Dann gibt es den zweiten Typen. Meist schmächtig, oft etwas schleimig, der die großen Macker in der Klasse umkreist und hofft etwas von deren Glanz und Stärke zu profitieren, indem er ihnen willfährig zu Diensten ist, dabei aber heimlich und nach allen Seiten stichelt und intrigiert. Auch dieser Typ war in der politischen Klasse diese Woche zu beobachten: Pfarrer Hintze erscheint, Staatssekretär und Vorsitzender der Landesgruppe NRW, und redet den Vorfall herunter, beschönigt, leugnet. Seine Botschaft an die Starken in der Klasse: Ihr könnt auf mich zählen, ich bin immer hilfreich bei eurer Sache, nehmt mich auf in eure Mitte und gebt mir etwas ab von eurem Glanze..

Am Donnerstag meldete sich nun der dritte Typus dieser Lümmelbande zu Wort. Er ist meist lässig, cool, wortgewandt und schlau. Er ist der beste Freund des ersten. Zusammen können sie alles durchsetzen. Dieser Typ möchte einfach die geltenden Regeln nach dem Geschmack der Bande neu bestimmen. Motto: Alles künstliche Aufregung. Das rüpelhafte Verhalten ist doch ganz normal. So geht es nun mal zu im Leben. Der musste so handeln. Wer anders denkt, ist dumm oder naiv. Die Regeln des Zusammenlebens bestimmen wir und nicht die Moral, ein doofer Lehrer oder der Common sense. In genau diesem Tenor verfasste der Chefredakteur der BILD-Zeitung, Franz-Josef Wagner seinen Leitartikel (wen soll der eigentlich wohin leiten und zu welchem Verhalten???). Überschrift: Pofalla find ich Klasse. Seine freche Behauptung:  Ein offenherziges "Halt die Fresse, ich find dich Sch...", ist allemal besser als ein verkniffenes, hinterrücks geäußertes "Du Ar..."

An die Rüpel aus der ersten Bank, die Herren Pofalla, Hintze, Wagner und Co.:
Jeder erfahrene Klassenlehrer weiß wie man mit solchen Typen umgehen muss. Auseinander setzen. In die hinteren Bänke verweisen. Ermahnen, ausgrenzen, notfalls bestrafen, die Gutwilligen in der Klasse stärken. Leider gibt es in der politischen Klasse der Bundesrepublik keinen Klassenlehrer. Frau Merkel ist es jedenfalls nicht und die öffentliche Meinung vergisst nur allzu schnell.  Und so können sich solche Leute, die zu den Spitzen der Macht- und Meinungselite zählen, weiterhin ganz vorne rumflegeln und ungeniert und rüpelhaft ihre Ellenbogen ausfahren. Es schaut ja - meistens - keiner hin.


Nachbetrachtung:
In deutschen Schulen werden täglich Hunderte von Stunden in Soziales Lernen, Streitschlichtung, soziales Kompetenztraining, Diskussionskultur, demokratisches und faires Verhalten investiert. Wenn aber drei Spitzenvertreter der politischen Klasse dieses Landes sich öffentlich so aufführen, dann kann man sich den ganzen Aufwand eigentlich sparen. Danke für's gute Vorbild! Deutsche Jugend lernt von Pofalla, Hintze und BILD-Zeitungs Wagner wie man erfolgreich durchs Leben kommt.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Das Wunder vom einsamen Bratwurststand

Das war wohl nix!

Zum Jahrestag der deutschen Einheit wurden in Bonn wieder Mauern errichtet. Wenn auch nur in Form von Absperrgittern. Wie vor der Einheit gab es am Sonntagabend wieder Bürger, die nicht dahin durften, wohin sie wollten. Die darum bettelten, dass man die Absperrung aufhebe.Vergebens.
Sie standen hungrig an den Absperrgittern und konnten fassungslos einsame Bratwurstbuden und Erfrischungsstände betrachten, die vergeblich auf Kunden warteten.


Hunderte von Bonner Bürgern und Besucher wurden in einen sinnlosen Kreiskauf durch die Stadt geschickt und versuchten vergeblich das Herz der Stadt, den Münsterplatz zu erreichen, auf dem ein Konzert stattfand. Man hatte nicht nur den Platz, sondern auch die Seitenstraßen gesperrt. So standen wütende Bürger vor entnervten Sicherheitskräften und baten vergeblich um Einlass auf den keineswegs vollen Platz. "Hier ist nur Ausgang!" brüllte ein verzweifelter Mann in oranger Weste, als ihn ein Bürger eindringlich bat die zehn Meter zum Bratwurststand gehen zu dürfen. Der Mann von der Security blieb unerbittlich. Die Bratwürste blieben liegen.

Aussage des zuständigen Sicherheitsbeauftragten der Stadt Bonn am Samstag:
Der Stadtordnungsdienst und die Polizei haben Teile des Geländes per Videoüberwachung im Blick, und sie kontrollieren das Geschehen vor Ort, um rechtzeitig absperren zu können, wenn einer der Plätze zu voll wird.
Am Sonntag waren die Kameras wohl defekt oder keiner hat drauf geschaut! Der Münsterplatz war nicht voll, die Seitenstraßen waren fast menschenleer. Das einzige Gedränge und die einzige Erregung fand an den Absperrgittern statt.

Nichts gegen Sicherheit und Vorbeugung. Aber sie sollen dem Wohl der Besucher dienen und sie nicht sinnlos belästigen. Hunderte haben den Platz während des Konzerts verlassen. Keiner durfte an ihrer Stelle auf den Platz. "Hier ist nur Ausgang!" Keine Beschilderung, keine Hinweise, nur entnervte Security und wütende Bürger, die sich schließlich kopfschüttelnd abwandten und das Fest verließen.

"Wir hatten den Anspruch, das Fest familienfreundlich und barrierearm zu veranstalten, das ist uns gelungen", hat die Projektleiterin der Stadt erklärt. Wohl nicht ganz.... Am Sonntagabend ist in der Innenstadt der Sicherheitsfimmel zur Realsatire verkommen. Die Sternstraße war nur von einer Seite zu betreten. Den Marktplatz konnte man nur rechts vom Rathaus aus erreichen. Drei Sicherheitsmenschen standen in den halbleeren Straßen und verwehrten ein paar irritierten Besuchern den normalen Zugang zum Platz. An jedem Einkaufssamstag ist mehr los in der City...ohne teuer bezahlte und wichtigtuerische Security.

Vor dem Ausgang Tiefgarage Marktplatz standen vier ältere Herrschaften und beratschlagten, wohin sie jetzt gehen sollten. Von hinten näherte sich ein Mann in Sicherheitsweste und forderte die völlig überraschten Besucher auf weiter zu gehen. Kein Gedränge, kein Geschubse. Nichts. Vier Menschen, die zusammenstanden. Wenn Sicherheitskonzepte Sinn machen sollen, müssen sie von den Bürgern verstanden und akzeptiert werden.

Das war am Sonntagabend in Bonn nicht der Fall. Sicherheitskonzepte zum Weglachen und Weglaufen haben diesen schönen Abend unnötigerweise erheblich gestört.